Fachveranstaltung zu Schuld, Scham und Schande im Kontext sexualisierter Gewalt
„Die Scham muss die Seite wechseln!“: Dieser vielfach zitierte Ausruf von Gisèle Pelicot lenkt den Blick darauf, dass Scham über sexualisierte Gewalt meist bei den Betroffenen liegt – und nicht bei den Täterinnen und Tätern. Die Veranstaltung der Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF) am Mittwoch, 17. Dezember 2025 von 10.00 bis 15.00 Uhr, nimmt diesen Widerspruch zum Anlass, grundlegende Fragen zu stellen: Ist Scham angeboren oder erlernt? Wie beeinflussen gesellschaftliche Machtverhältnisse, kulturelle Normen und politische Strukturen das Empfinden von Scham und wie politisch ist sexualisierte Gewalt? Welche gesamtgesellschaftlichen Veränderungen sind notwendig, um Verantwortung und Scham passend zu verorten?
In Gesprächen und Impulsen diskutieren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Aktivismus, Literatur, Psychologie und Philosophie über die politische Dimension von Scham und die strukturellen Hintergründe sexualisierter Gewalt.
Aufgrund der großen Nachfrage ist eine Teilnahme in Präsenz leider nicht mehr möglich, der angebotene Livestream ermöglicht jedoch eine digitale Teilnahme. Das Kulturzentrum Kukoon bietet in seinen Räumlichkeiten im Buntentorsteinweg 29 zudem eine Live-Übertragung an. Anmeldung und weitere Informationen unter: Fachveranstaltung „Die Scham muss die Seite wechseln – aber wie?“
Mitwirkende auf der Veranstaltung
- Dr. Monika Hauser ist Fachärztin für Gynäkologie und feministische Aktivistin. 1993 gründete sie die Frauenrechtsorganisation medica mondiale e.V., die sich seit über 30 Jahren gegen sexualisierte Kriegsgewalt einsetzt und Machtverhältnisse bekämpft, die Frauen unterdrücken und verletzen. Für ihre Initiative erhielt Hauser zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, unter anderem den als Alternativen Nobelpreis bekannten Right Livelihood Award 2008.
- Nora Kellner hat Politikwissenschaften und Soziologie studiert und absolviert ihren Master in Gender und Queer Studies. Aufgerüttelt durch persönliche Erfahrungen zeigt sie in ihrem ersten Buch „OpferMacht. Klartext reden über sexualisierte Gewalt“, wie sich sexualisierte Gewalt auf das Leben von Betroffenen auswirkt. In der Analyse ihrer eigenen Geschichte nimmt sie immer wieder Bezug auf gesellschaftliche Debatten und verdeutlicht die strukturellen Dimensionen sexualisierter Gewalt.
- Dr. Dipl.-Psych. Jonas Kneer ist Psychologischer Psychotherapeut und Sexualtherapeut (DGSMP) und arbeitet beim Präventionsprojekt "I can change". Das Projekt zur Prävention und Behandlung dysregulierter Sexualität ist ein diagnostisches und therapeutisches Angebot. Es soll Menschen unterstützen, die unter sexuellen Impulsen leiden und Hilfe suchen, weil sie fürchten, diese nicht mehr kontrollieren zu können.
- Laura Leupi arbeitet für verschiedene Theater und schreibt Prosa- und Performancetexte. Zuletzt war Laura Leupi Hausautor*in am Theater Basel. Lauras Debüt "Das Alphabet der sexualisierten Gewalt" wurde beim Bachmannpreis 2023 mit dem 3sat-Preis und 2025 mit einem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet.
- Volker Mörchen ist Soziologe und (Gestalt-) Sozio-Therapeut mit trauma-therapeutischem Schwerpunkt. Ausgehend vom Austausch mit Männern* über eigene Erfahrungen ab den 90er Jahren, im Jahr 2001 Mitbegründer vom Bremer JungenBüro e.V. – Beratungsstelle für Jungen*, Jugendliche und junge Männer*, denen Gewalt widerfahren ist. Dort vor allem Beratung und Begleitung von männlichen* Betroffenen sexualisierter Gewalt.
- Loraine Dabaly Rehm ist eine erfahrene Pädagogin mit über 20 Jahren Praxis in der Arbeit. Ihr Fachwissen verbindet tiefgehende pädagogische Expertise mit praxisnaher Projektarbeit, engagiertem Ehrenamt und gesellschaftspolitischem Aktivismus. Als Pan-Afrikanistin bringt sie zudem einen kritischen, intersektionalen Blick auf Strukturen und Bildungschancen ein.
- Lilian Schwerdtner hat Philosophie, Soziologie und jeweils noch ein bisschen Gender Studies, Politikwissenschaft und Psychologie in Münster, Wien, Berlin und Vilnius studiert. Seit #MeToo beschäftigt sie sich theoretisch und aktivistisch mit sexualisierter Gewalt und ist Teil des Berliner Kollektivs Actions against Rape Culture. Seit 2020 produziert das Kollektiv den Podcast Not your Opfer, mit dem Betroffene unterstützt und Empowermentstrategien geteilt werden sollen.
- Dr. phil. Laura Wolters ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitet in der Forschungsgruppe Demokratie und Staatlichkeit am Hamburger Institut für Sozialforschung. Sie studierte Philosophie und Politikwissenschaft an den Universitäten Osnabrück und Bremen. In ihrer Dissertation „Vom Antun und Erleiden“ (Hamburg 2022) hat sie eine soziologische Perspektive auf gemeinschaftlich begangene sexuelle Gewalt ausgearbeitet. Inzwischen arbeitet sie an einem Forschungsprojekt zur Geistesarbeit innerhalb der radikalen Rechten
- Sadaf Zahedi ist eine afghanisch-deutsche Schriftstellerin, Aktivistin und Poetry-Slammerin. Ihre künstlerische und politische Arbeit ist geprägt von den Themen Flucht, Identitätssuche und dem Kampf um persönliche Freiheit. Sie engagiert sich insbesondere für die Rechte von Frauen und Mädchen sowie für den Zugang zu Bildung unabhängig von Schrift und Büchern. Zahedi ist Gründerin des Vereins „Bildung ohne Bücher“.
Begrüßt werden die Teilnehmenden von der Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer.